Trauer International
Unterschiedliche Trauerkulturen
Getrauert wird in allen Kulturen, Regionen und Religionen. Auch über den Tod hinaus sind Verbindungen zu den Verstorbenen spürbar. In vielen Riten kommt die Wertschätzung gegenüber den Verstorbenen zum Ausdruck. Manchmal helfen sie, Abstand zu finden und den Weg ins eigene Leben wieder zurückzufinden. Lesen Sie hier, welche Riten uns besonders gut gefallen. Welche Art der Trauerkultur ist Ihnen schon mal positiv aufgefallen? Schreiben Sie uns davon und wir nehmen den Ritus gerne in unserer Liste auf.
Allerseelen in Deutschland
In Deutschland gedenken die Christen am 2. November mit dem „Allerseelen“-Feiertag der Toten. In den Kirchen werden Gedenkgottesdienste für die Verstorbenen abgehalten. Nach dem Gottesdienst besuchen die Familien ihre Toten auf dem Friedhof. Man unterhält sich über die Verstorbenen, lacht über erlebte Anekdoten und fühlt die Zusammengehörigkeit. So werden die Toten immer wieder aufs Neue mit den Lebenden verbunden. Auch in anderen Kulturen werden die Verstorbenen immer wieder geehrt und ihre Verbundenheit mit den Lebenden gefeiert:
Día de los Muertos in Mexiko
In Mexiko wird der „Día de los Muertos“ sehr viel ausgelassener gefeiert. Auch hier besuchen die Familien die Gräber ihrer Verstorbenen. Aber während in Deutschland Blumenkränze niedergelegt und Kerzen aufgestellt werden, bringen die Mexikaner in großen Töpfen das Lieblingsessen der Verstorbenen mit. Sie lassen sich auf dem Friedhof nieder und picknicken. Mit der lauten Musik und dem Gelächter der vielen Menschen mutet dieses Fest für europäische Augen etwas befremdlich an. Dabei spiegelt es nur die Lebensfreude der Südländer wider. Es zeigt darüber hinaus, dass der Tod einfach zum Leben dazu gehört.
Wan Sart in Thailand
Auch in Thailand wird den Ahnen generell sehr viel Achtung und Respekt entgegengebracht. Ein wichtiges (inoffizielles) Fest, das in Thailand hauptsächlich die Landbevölkerung feiert, ist das Wan Sart im Herbst. Zu diesem Anlass werden die Bilder der Verstorbenen mit Blumengirlanden geschmückt, Kerzen und Räucherstäbchen entzündet. Oft kochen die Familien kleine Süßigkeiten namens Kraysart, die sie an Familienmitglieder oder Mönche in den Klöstern verschenken.
Im Judentum
Im Judentum ist die Schiwaperiode die erste Trauerzeit nach dem Begräbnis. Dabei folgt die enge Familie des Verstorbenen bestimmten Ritualen. So sollten sie sich in dieser Zeit als Zeichen der Demut nur auf niedrigere Stühle setzen, keine hochwertigen Schuhe tragen, die Spiegel im Haus verdecken und bestimmte Schiwa-Kerzen entzünden. Diese Zeit beginnt mit einem Schiwa-Essen nach der Beerdigung und endet am 7. Tag nach dem Morgengebet.
Im Islam
In islamisch geprägten Ländern gedenken die Gläubigen beim Zuckerfest, beim Opferfest und zwei Monate vor Beginn des Ramadan explizit der Toten. Vielerorts besuchen auch hier die Familien die Gräber ihrer Verwandten und schmücken sie mit Blumen und Kakteen. Kerzen sind dagegen eher unüblich. Außerdem wird Brot und Obst an Arme verschenkt.